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Gender Care Gap – wie Unternehmen Mitarbeitende entlasten können

von | Mrz 20, 2024 | Arbeitswelt im Wandel

Der Gender Care Gap in Deutschland liegt aktuell bei 43,8 Prozent. Konkret bedeutet das, dass Frauen im Durchschnitt pro Tag 77 Minuten mehr Zeit mit unbezahlter Sorgearbeit verbringen als Männer. Dadurch dass ihnen Zeit für die Erwerbsarbeit fehlt, sind Frauen in Bezug auf ihre Entlohnung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt, ökonomische Eigenständigkeit und Alterssicherung benachteiligt. Wie Arbeitgeber Personen, die unbezahlte Care-Arbeit leisten, (finanziell) unterstützen und zur Reduktion des Gender Care Gap beitragen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Care-Arbeit: (Un)bezahlte Sorgearbeit leisten

Care-Arbeit, auch (Für)Sorgearbeit genannt, meint Arbeit, die sich um das Wohlergehen, die Pflege und die Unterstützung von Menschen kümmert. Hierbei kann es sich um Familienangehörige, Personen aus der Gemeinschaft oder Pflege als Teil des Jobs handeln. Zu Care-Arbeit zählt eine Vielzahl an Tätigkeiten, die das Ziel haben, die physische, emotionale und soziale Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen zu fördern.

 

 

Diese Aufgaben fallen z. B. unter Care-Arbeit:

  • Seniorenbetreuung: Unterstützung älterer Menschen bei täglichen Aktivitäten, medizinischer Versorgung und sozialer Interaktion
  • Pflege von Personen mit Behinderungen oder Krankheiten: Spezialisierte Pflege und Unterstützung (körperlich, emotional oder medizinisch) – zugeschnitten auf die jeweiligen speziellen Bedürfnisse
  • Kinderbetreuung und Erziehung: Betreuung/Erziehung/Pflege von Kindern, das Spielen mit ihnen, Unterstützung ihrer Bildung und Entwicklung
  • Körperpflege: Baden, Anziehen, Kämmen und andere Aspekte der persönlichen Hygiene
  • Haushaltsarbeit: Reinigungsarbeiten, Wäsche waschen, Kochen, Einkaufen und andere Tätigkeiten, die in einem Haushalt notwendig sind
  • Emotionale Unterstützung: Emotionale Unterstützung, Zuhören, Trost spenden und sich um das emotionale Wohlbefinden Anderer kümmern

Infografik: Frauen sind im Haushalt aktiver | Statista

Care-Arbeit kann in Abhängigkeit des Kontexts vergütet sein oder nicht bezahlt werden.

  • Bezahlte Care-Arbeit: Einige Formen der Care-Arbeit werden als Berufe anerkannt und entlohnt. Darunter fallen z. B. Krankenpflege, Altenpflege, Kinderbetreuung, Sozialarbeit und häusliche Pflege.
  • Unbezahlte Care-Arbeit: Viele Formen der Care-Arbeit, insbesondere diejenigen, die im familiären Kontext stattfinden, werden nicht bezahlt. Dazu gehören die Hausarbeit, die Kinderbetreuung, die Pflege älterer oder kranker Familienmitglieder sowie emotionale Unterstützung und Fürsorge innerhalb der Familie. Diese Formen von Care-Arbeit werden häufig von Frauen geleistet und werden neben der ausbleibenden Bezahlung auch häufig nicht gesehen.

 

Im folgenden Beitrag soll es um die unbezahlte Care-Arbeit gehen. Diese wird häufig als selbstverständlich erachtet und dementsprechend nicht angemessen anerkannt oder entlohnt. Dabei nimmt sie eine essentielle Rolle für das Funktionieren der Gesellschaft ein. Es werden daher Versuche unternommen, Sorgearbeit besser zu würdigen, fairer zu verteilen und angemessen zu entlohnen. Damit sollen Personen, die Care-Arbeit leisten, angemessen unterstützt und einer Überbelastung einzelner Personen oder Gruppen vorgebeugt werden.

Gender Care Gap Definition – Was ist der Gender Care Gap?

Der Gender Care Gap ist ein Indikator, der im Rahmen des Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung entwickelt wurde und auf Daten der Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamtes (ZVE) basiert. Er ist eine Kennziffer für die ungleiche Aufteilung von Zeitaufwand für unbezahlte Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen. Neben den oben genannten Aktivitäten werden auch die dafür benötigten Anfahrtszeiten in die Berechnung des Gender Care Gap inkludiert.

 

Die Zeitverwendungserhebung 2022 hat gezeigt, dass Frauen pro Tag 77 Minuten mehr Zeit mit unbezahlter Care-Arbeit verbringen als Männer. Insgesamt sind Frauen knapp 30 Stunden pro Woche mit Sorgearbeit beschäftigt. Bei Männern sind es in der Woche knapp 21 Stunden. Somit liegt der Gender Care Gap derzeit bei 43,8 Prozent. Konkret sagt er aus, dass Frauen im Durchschnitt pro Tag 43,8 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Care-Arbeit aufbringen im Vergleich zu Männern. Damit hat sich der Gender Care Gap seit der letzten Zeitverwendungserhebung 2012/2013 um knapp 9 Prozent verringert. Vor elf Jahren verbrachten Frauen noch 52,4 Prozent mehr Zeit mit unbezahlter Sorgearbeit als Männer. An dieser Stelle ist anzumerken, dass regionale und kulturelle Unterschiede hinsichtlich der Aufteilung von Care-Arbeit bestehen.

Infografik: Wer leistet wie viele Stunden Care-Arbeit? | Statista

Der Gender Care Gap zeigt, dass bei gemeinsamer Betrachtung von Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit Frauen insgesamt mehr arbeiten als Männer. Da sie jedoch deutlich mehr Zeit mit Care-Arbeit (z. B. Kinderbetreuung) verbringen, fehlt es ihnen an Zeit für bezahlte Erwerbstätigkeit. Die Konsequenz sind wirtschaftliche Nachteile in Bezug auf Entlohnung – über den bestehenden Gender Pay Gap (Lohnlücke) hinaus – , Chancen auf dem Arbeitsmarkt, ökonomische Eigenständigkeit und Alterssicherung. Erstrebenswert ist daher eine gerechtere Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit zwischen Elternteilen. In diesem Fall hätten auch veränderte Lebensumstände wie z. B. eine Trennung oder Scheidung weniger schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die Frau.

Gender Care Gap: Politische Maßnahmen

Politische Maßnahmen haben das Potenzial, den Gender Care Gap zu verringern und eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit zu fördern.

  • Reform des Ehegattensplitting: Das Ehegattensplitting ist das umstrittene Verfahren zur Berechnung der Einkommenssteuer bei Eheleuten. Dieses wirkt sich – vor allem im Zusammenspiel mit der steuerlichen Handhabung von Einkünften aus Minijobs – negativ auf die Erwerbsanreize für verheiratete Frauen aus. Ein Schritt hin zu einer gleichmäßigeren Aufteilung von Sorgearbeit wäre eine Reform des Ehegattensplitting zu einem Realsplitting mit geringem Übertragungsbetrag.
  • Familienpolitik und Elternzeitregelungen: Gesetze zu Elternzeitregelungen und familienfreundlichen Arbeitsbedingungen ermöglichen es Eltern, ihre beruflichen Verpflichtungen mit der Betreuung ihrer Kinder besser zu vereinbaren und fördern eine gleichberechtigtere Aufteilung der Care-Arbeit zwischen den Elternteilen.
  • Subventionierte Kinderbetreuung: Die Bereitstellung von subventionierten oder kostengünstigen Kinderbetreuungsdiensten durch die Regierung kann Frauen den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern und dazu beitragen, die finanzielle Belastung für Familien zu verringern. Dies resultiert wiederum in einem geringeren Druck auf Frauen.
  • Bildungs- und Sensibilisierungskampagnen: Politische Maßnahmen können Bildungs- und Sensibilisierungskampagnen unterstützen, die die Wertschätzung und Anerkennung von Care-Arbeit fördern sowie Geschlechterstereotype und Rollenerwartungen in Bezug auf Care-Arbeit herausfordern. Diese Kampagnen können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Care-Arbeit für die Gesellschaft zu schärfen und zu einer gerechteren Aufteilung zwischen Elternteilen beizutragen.
  • Geschlechterquoten und Gleichstellungsmaßnahmen: Einige Länder haben Geschlechterquoten und Gleichstellungsmaßnahmen eingeführt, um sicherzustellen, dass Frauen angemessen in politischen Entscheidungsprozessen vertreten sind und Zugang zu Führungspositionen in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen haben. Dies kann dazu beitragen, strukturelle Barrieren für Frauen abzubauen und die Geschlechtergleichstellung zu fördern.

Wie Unternehmen Care-Arbeit unterstützen und zur Reduktion des Gender Care Gap beitragen können

Flexibilität

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik, Abteilung Mikrosimulationsmodelle (FIT) untersuchte quantitativ die Auswirkungen der Umsetzung von Handlungsempfehlungen in Bezug auf den Gender Care Gap. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass eine Reduzierung der Arbeitszeit von Männern und Vätern die größten Effekte auf den Gender Care Gap hat. Konkret hat sich gezeigt, dass eine Angleichung der Arbeitszeitvolumina von Männern und Frauen maßgeblich für die Verringerung des Gender Care Gap ist: Während Männer ihre Erwerbsarbeitszeit reduzieren, erhöhen Frauen diese. Infolgedessen können Männer mehr Zeit für Care-Arbeit aufbringen.

 

Um eine egalitäre Verteilung der Sorgearbeit mitzugestalten, liegt es an Unternehmen, Rahmenbedingungen zu schaffen, um flexibel und schnell auf die Wünsche von z. B. Vätern, ihre Erwerbsarbeitszeit zu reduzieren und somit in Teilzeit zu arbeiten, reagieren zu können.

 

Weitere strukturelle Handlungsoptionen für eine gleichmäßige Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit in der Gesellschaft finden Sie im Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „Was der Gender Care Gap über Geld, Gerechtigkeit und die Gesellschaft aussagt: Einflussfaktoren auf den Gender Care Gap und Instrumente für seine Reduzierung“ (Punkt 4.1 Themenbereich: Erwerbsarbeit).

Mobiles Arbeiten

Das Kind wird unerwartet krank oder die Pflegehilfe ist spontan verhindert – Care-Arbeit verlangt Flexibilität. Mobile Work und die Möglichkeit, teilweise im Homeoffice zu arbeiten, erleichtern Mitarbeitenden das Jonglieren von Erwerbstätigkeit und Sorgearbeit. Anfahrtswege fallen z. B. weg oder die Mittagspause kann dafür genutzt werden, um den Haushalt zu schmeißen. Gute Kommunikation und festgelegte Rahmenbedingungen stellen sicher, dass mobiles Arbeiten für das gesamte Team effektiv funktioniert.

Kinderbetreuung

Die Betreuung nicht-schulpflichtiger Kinder macht einen großen Teil von Care-Arbeit aus. Es liegt daher nahe, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden mit Kindern durch einen Zuschuss zur Kita, zum Kindergarten oder zur Tagesmutter unterstützen. Diese Zuschüsse sind pauschal zu versteuern. Mehr Informationen hierzu finden Sie in unserem Beitrag „Finanzielle Unterstützung im Job? So funktioniert der Arbeitgeberzuschuss“.

 

Eine weitere Möglichkeit ist das Angebot betriebseigener Kindergärten.

Essenszuschuss

Essenszuschüsse durch den Arbeitgeber verringern die finanzielle Belastung und unterstützen die physische und emotionale Gesundheit von Personen, die Care-Arbeit leisten. Care-Arbeit ist häufig zeitaufwändig und anspruchsvoll, wodurch vielen Pflegenden die Zeit und Energie fehlt, um für sich selbst gesunde Mahlzeiten zuzubereiten.

 

Dem können Unternehmen durch das Angebot eines Essenszuschuss Abhilfe schaffen: Durch einen Zuschuss von bis zu 7,23 Euro können sich Mitarbeitende, die Care-Arbeit verrichten, leichter gesunde Mahlzeiten leisten. Neben der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden kann dadurch in der Mittagspause auch das Energielevel gesteigert werden. Zudem können Arbeitgeber durch den Essenszuschuss als praktische Unterstützung Anerkennung und Wertschätzung für das Leisten unbezahlter Sorgearbeit ausdrücken.

 

Mit Lunchit, der digitalen Essensmarke, fällt der Aufwand für die Rückerstattung minimal aus – somit trägt diese nicht zusätzlich zum Mental Load der Mitarbeitenden bei.

Gesundheitsförderung

Ähnlich wie mit dem Essenszuschuss können Unternehmen mit einem Zuschuss zur Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder Sportverein die körperliche und emotionale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern. Care-Arbeit, insbesondere die Pflege Angehöriger, ist häufig mit physischer Belastung verbunden. Durch regelmäßiges Training können Personen, die Care-Arbeit leisten, ihre körperliche Ausdauer, Kraft und Flexibilität verbessern. Dies hilft wiederum, die Herausforderungen der Care-Arbeit besser zu bewältigen und gleichzeitig ihre eigene Gesundheit zu priorisieren.

 

Neben der körperlichen Anstrengung kann Care-Arbeit auch emotional sehr fordernd sein. Sportliche Betätigung kann einen Ausgleich darstellen und dabei helfen, Stress abzubauen. Darüber hinaus bedeutet die Zeit im Fitnessstudio oder Sportverein Zeit für sich selbst und die Möglichkeit zur Regeneration. Nur so kann langfristig eine hohe Qualität der Pflege und das Wohlbefinden von Mitarbeitenden sichergestellt werden.

 

Die Mitgliedschaft im Fitnessstudio können Arbeitgeber mit 50 Euro im Monat steuer- und abgabenfrei bezuschussen. Ganz einfach funktioniert das mit der SpenditCard, einer Visa Prepaid Card mit verschiedenen Modulen zur Auswahl.

Erholungsbeihilfe

Erholungsbeihilfe ist eine passende Zusatzleistung für Personen, die Care-Arbeit leisten, da sie die dringend benötigte Möglichkeit bietet, sich zu entspannen, Stress abzubauen und das eigene Wohlbefinden zu fördern. Pflegende investieren viel Zeit und Energie, um sich um Andere zu kümmern, und vernachlässigen dabei oft ihr eigenes Bedürfnis nach Erholung.

 

Arbeitgeber können ihren Mitarbeitenden jährlich einen pauschalversteuerten Zuschuss von bis zu 416 Euro für Erholungsbeihilfe gewähren. Dieser kann für Wochenendausflüge, Wellness-Tage, kulturelle Veranstaltungen uvm. Eingesetzt werden. Die konkreten Voraussetzungen finden Sie hier. In diesen kleinen Auszeiten können Personen, die Care-Arbeit leisten, ihre Batterien wieder aufladen.

Fazit

Der Gender Care Gap verdeutlicht, dass Frauen den Großteil unbezahlter Care-Arbeit verrichten. Diese Ungleichheit wirkt sich auf die Arbeitsmarktchancen von Frauen aus und verstärkt bestehende Geschlechterungleichheiten.

 

Unternehmen können Personen, die Care-Arbeit leisten, unterstützen: flexible Arbeitszeitregelungen, die es ermöglichen, die Erwerbstätigkeit besser mit der Care-Arbeit zu vereinbaren, sowie die Gewährung zusätzlicher Benefits. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Belastungen zu verringern, und fördern gleichzeitig Gesundheit, Wohlbefinden und langfristige Arbeitsfähigkeit. So können Arbeitgeber dazu beitragen, den Gender Care Gap zu verringern und eine gerechtere und inklusivere Arbeitsumgebung zu schaffen.

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Rebecca Blesinger

Rebecca Blesinger

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Rebecca ist bei Spendit für die Bereiche Content und Social Media zuständig. Ihr Fokus liegt vor allem auf den Themen Employer Branding und New Work.

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